Der Dachverband Salzburger Kulturstätten hat die Debatte über Fair Pay für Kulturarbeit zum Anlass genommen, seine Mitglieder zum Fair Pay Gap zu befragen: Wie hoch ist die Differenz zwischen derzeitigen Lohn- & Gehaltsschema und einer Entlohnung nach dem Fair Pay Schema der IG Kultur Österreich in den Salzburger Kulturstätten? Ein Interview mit Geschäftsführer Thomas Randisek.
Patrick Kwasi: Was habt ihr in eurer Fair Pay Umfrage erhoben und was ist dabei rausgekommen?
Thomas Randisek: Wir haben vor knapp einem halben Jahr bei unseren Mitgliedern erhoben, wie hoch die Differenz zwischen den derzeit bezahlten Gehältern zu einer Fair Pay Entlohnung ist. Wir haben alle 78 Kulturstätten befragt. Von denen haben 43 Personal zwischen 20 und 40 Wochenstunden angestellt. Das sind rund 50% unserer Mitglieder.
Von diesen 43 Kulturinitiativen, die Personal beschäftigen, bezahlen nach Stichtag des 1. Dezember 2019 in Salzburg nur 14%, also sechs Kulturstätten nach dem Fair Pay Schema der IG Kultur. Die Frage nach dem Gap zwischen derzeitiger Bezahlung und Fair Pay kommt in Summe auf einen Betrag von 2,341 Millionen Euro. Wir haben außerdem erhoben, dass es eigentlich auch einen Mehrbedarf an Personalstellen geben würde, nämlich 18 Stellen. Wenn man die auch nach Fair Pay bezahlen würde, käme man sogar auf die Summe von 2,76 Millionen Euro zusätzlichen Förderbedarf.
Kwasi: Was würde es eurer Meinung brauchen, um Fair Pay umzusetzen?
Randisek: Es würde wohl einen Kraftakt aller drei Fördergeber brauchen, nämlich des Bundes, des Landes und der Kommunen, auch der Stadt Salzburg, um den Betrag aufzubringen. Wenn man ihn drittelt, wäre es nicht mehr so viel. Dazu braucht man aber auch den politischen Willen, dass Leute im Kulturbereich, ähnlich wie Menschen bei Landeskulturinstitutionen, auch nach Fair Pay entlohnt werden können.
Kwasi: Seht ihr dazu in Salzburg den politischen Willen?
Randisek: Das ist die Frage. In Salzburg gibt es den Kulturentwicklungsplan, der eine Marschroute von mehreren Jahren vorgibt. Da kommt das Thema Fair Pay explizit nicht vor. Das liegt daran, dass die Fördergeber sich eines erhöhten Förderbedarfs bewusst sind und man sich nicht festlegen möchte. Wir glauben dennoch, dass wir mit dieser Kampagne sehr erfolgreich waren, auch mit Unterstützung der ehemaligen Kulturstaatssekretärin Lunacek, die das Thema ganz oben auf ihrer Agenda hatte.
Zusammenfassung der Ergebnisse:
Von den 78 befragten Mitgliedsvereinen haben 43 Kulturinitiativen im Bundesland Salzburg – also rund 55% – Personal fix angestellt. Die erhobenen Zahlen beziehen sich auf 270 Mitarbeiter*innen, die in unterschiedlichem Ausmaß (20 – 40 Wochenstunden) in den zeitgenössischen Kulturstätten zum Stichtag beschäftigt waren.
Würden diese Salzburger Kulturvereine ihr Personal nach dem »fair pay«-Schema der IG Kultur entlohnen, entsteht ein finanzieller Mehrbedarf von EUR 2.341.605.
Von den 43 Kulturinitiativen, die Personal beschäftigen, bezahlen sechs (also 14%) nach dem »fair pay«-Schema, haben also zum Stichtag 1. Dezember 2019 theoretisch keinen Förder-Mehrbedarf für ihr beschäftigtes Personal.
Zusätzlich hat der Dachverband Salzburger Kulturstätten erhoben, dass es derzeit einen Mehrbedarf von rund 18 Stellen (in unterschiedlichem Stundenausmaß) in den zeitgenössischen Kulturstätten gibt – mit nochmals einem Finanzbedarf von EUR 421.224.
Thomas Randisek ist Gechäftsführer des Dachverbandes Salzburger Kulturstätten. |
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