Seit einem Jahr beraten Interessenvertretungen mit dem BMKOES Möglichkeiten und Wege fairer Bezahlung von Kunst- und Kulturarbeit. Wenige Tage vor einem zur Intensivierung bzw. Bilanzierung dieser Beratungen einberufenen internationalen Symposium veröffentlicht das BMKOES ein dazu dürftig gehaltenes Programm. Das Symposium soll laut Auskunft des BMKOES einer größeren Öffentlichkeit einen Einblick in die Breite des Themas geben und den seit einem Jahr im Staatsekretariat laufenden „Fairness-Prozess“ beleuchten.

Was ist bislang (nicht) passiert? 

Der von „Fair Pay“ ausgehende Arbeitsprozess fand nicht nur im Austausch zwischen BMKOES mit den Interessenvertretungen (Forum Fairness) statt, sondern parallel auch zwischen dem BMKOES mit den Bundesländern (Arbeitsgruppe Fairness). Schon bei den ersten Treffen wurde als ein Meilenstein ein internationales Symposium mit Präsentationen der erarbeiteten Maßnahmen angekündigt. 

Die Umsetzung einer „Fair-Pay“-Strategie steht im türkis-grünen Regierungsprogramm und ist eines der wichtigsten Regierungsversprechen für die Freie Szene. 

Statt „Fair Pay“- Strategien zu entwickeln und umzusetzen, wird durch ständige Themenerweiterung hartnäckig an einer Umerzählung gearbeitet. Das Ergebnis liegt nun in Form eines Fairness-Symposium vor, zu dessen Programmierung die am Prozess Beteiligten keinen Beitrag leisten konnten und ganz offensichtlich auch nicht sollten. Von „Fair Pay“ finden sich keine Spuren im österreichischen Teil des Programmes. Beiträge der Genossenschaft „smart“ oder des Künstler_innensozialversicherungfonds (KSVF), die als „österreichische Perspektive“ angekündigt werden, sind weder Fairness-Perspektiven noch waren sie Arbeitsthemen im Fairness-Prozess. 

Grundsatzerklärung der Interessenvertretungen

Die in den Fairness Prozess eingebundenen zehn Interessenvertretungen haben eine gemeinsame Grundsatzerklärung verfasst, darin Ziele zur Verwirklichung von „Fair Pay“ – und für ein Gelingen des Prozesses – definiert. Drei Maßnahmen stehen dabei im Mittelpunkt: 
– faire Bezahlung und faire Verträge als Förderkriterium, 
– Erhöhung der Budgets für Kunst-, Kultur- und Medienförderung 
– Urheber_innenvertragsrecht zur Verankerung eines Anspruch auf einen gerechten Anteil an den Erlösen aus der Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke.  

Vor dem Sommer haben alle involvierten Interessenvertretungen ihre Kalkulationshilfen, Honorar- und Gehaltstabellen oder andere unverbindlichen Honorarempfehlungen – bei Bedarf auch mit Support durch rechtliches Knowhow aus dem BMKOES – Aktualisierungen unterzogen oder erstmals solche erstellt. Praktische Tools für alle Sparten liegen als Arbeitsgrundlage somit genauso auf dem Tisch wie Forderungen und Ziele der Interessenvertretungen für den Arbeitsprozess. 

Wir erwarten die Einlösung des Regierungsversprechens: Fair Pay! 

Aktuell findet eine vom BMKOES in Auftrag gegebene Erhebung statt, die den Fair Pay Gap bei Kunst- und Kulturfördernehmer_innen ermitteln soll. Für zunächst Sommer, dann Herbst bzw. nunmehr Anfang Jänner hat das BMKOES eine eigene Arbeitsgruppe zu „Fair Pay“ zugesagt. Nach einem Jahr „Fairness Prozess“ erwarten wir, dass die konkrete Arbeit nun zügig Fahrt aufnimmt. Wir wollen nicht befürchten müssen, dass sich der Prozess weiter verzögert, sodass es anstelle zu der im Regierungsprogramm versprochenen Umsetzung in dieser Legislaturperiode zu einem Durchreichen an die nächste Regierung kommt. Was mit solchen Papieren passiert, wissen wir – und das wissen die politisch Verantwortlichen selbstverständlich auch.

Wir erwarten uns, dass die Versprechen aus dem Regierungsprogramm eingehalten werden und ein Fahrplan zur Umsetzung einer „Fair-Pay-Strategie“ beim Fairness-Symposium präsentiert wird, der noch Chancen auf eine Verwirklichung innerhalb dieser Legislaturperiode hat. 

Wir sehen den von uns geleisteten Beitrag zur Umsetzung einer Fair-Pay-Strategie in der Zwischenbilanz des BMKOES nicht abgebildet. Wir haben unseren Beitrag an Grundlagen zum Gelingen des Vorhabens geleistet, dasselbe erwarten wir uns auch vom BMKOES.

Gabriele Gerbasits, IG Kultur Österreich
Gerhard Ruiss, IG Autorinnen Autoren
Daniela Koweindl, IG Bildende Kunst
Rikki Reinwein, Zentralverband der Berufsvereinigung der Bildenden Künstler Österreichs 
Alf Altendorf, Verband Freier Rundfunk Österreich
Brigitte Rapp, IG Überesetzerinnen Übersetzer
Maria-Anna Kollmann, Dachverband der Filmschaffenden



-> Fair Pay! Grundsätze und Ziele der zehn Interessenvertretungen aus Kunst, Kultur und freien Medien im „Forum Fairness“ 

-> Fair Pay – Für faire Bedingungen in Kunst, Kultur und Medien
Kulturrat Österreich veröffentlicht ersten Fair-Pay-Reader. Ein Lesebuch mit Einblick in Arbeitsrealitäten der verschiedenen Sparten (inklusive Beispiele aus der Praxis), ein Handbuch mit Praxisteil (inklusive Tools zur Berechnung fairer Bezahlung). Hg. Kulturrat Österreich, September 2021

-> Fairness Symposium: Was bedeutet Fairness in Kunst und Kultur? 
Wien, 30.9.2021. Info und Livestream.